Woher kommt die Hypotonie?

Der arterielle Blutdruck schwankt im Tag-Nacht-Rhythmus. Zudem ist er stärkeren Einflüssen durch emotionale oder psychische Belastungen ausgesetzt. Bei Personen mit einem normalen Blutdruck (120-140/60-90 mmHg) liegt eine optimale Gesamtblutmenge vor, die innerhalb eines intakten Arterien- und Venensystems fließt. Normalerweise sind ungefähr 85 Prozent des Blutes, das zirkuliert, in den Venen und die Restmenge in den Venen.

Damit der normotone (mit normalem Druck) arterielle Blutdruck aufrechterhalten werden kann, bedarf es einer funktionierenden Kreislaufregulation. Für die Einstellung des Blutdrucks ist ein recht komplexes Regelsystem zuständig. Eine wichtige Rolle kommt den sympathischen und parasympathischen Kreislaufzentren zu, die von den Pressorezeptoren über akute Belastungen informiert werden. Arbeitet das Regelsystem korrekt, werden peripherer Widerstand und Herzminutenvolumen stets an die Solldruckwerte angepasst. Eine arterielle Hypotonie liegt bei Männern vor, sofern Werte unter (110/70) gemessen werden. Bei Frauen ist eine arterielle Hypotonie gegeben, wenn die Werte unter (100/60) liegen.

Die primäre Hypotonie

Handelt es sich um dauerhaft niedrige systolische Blutdruckwerte, sind diese üblicherweise genetisch bedingt beziehungsweise angeboren. Diese Form der Hypotonie ist die am häufigsten auftretende; sie wird als primäre Hypotonie bezeichnet. Dem körpereigenen Regelsystem ist es im Fall einer primären Hypotonie nicht möglich, die Sollwerte korrekt einzustellen, die den Kreislauf und den Blutdruck betreffen. Eigentlich sollen sich bei einem vorliegenden niedrigen Blutdruck die Gefäße verengen, sodass der Blutdruck ansteigt. Außerdem hat der menschliche Körper normalerweise die Möglichkeit, das Hormon Renin über die Nieren auszuschütten, das ebenfalls eine Erhöhung des Blutdrucks bewirkt. Sind jedoch beide Mechanismen mehr oder minder gestört, resultiert ein chronisch niedriger Blutdruck.

Ein Flüssigkeitsmangel des Körpers

Sobald das Flüssigkeitsvolumen im Körper bestimmte Grenzwerte unterschreitet, dickt das Blut ein. Hierdurch ist das Blut weniger fließfähig, als eigentlich erforderlich. Das Gewebe kann nur noch mangelhaft versorgt werden, und der Blutdruck sinkt. Der Verlust an Flüssigkeit muss gar nicht allzu hoch sein, um zu einem niedrigen Blutdruck und zu einer unzureichenden Durchblutung der Organe zu führen: Reduziert sich das Gesamtkörperwasser um ein bis zwei Prozent, ist bereits mit deutlichen Symptomen wie verringerter geistiger und körperlicher Leistungsfähigkeit zu rechnen.

Zu einem Flüssigkeitsmangel kann es kommen, wenn man zu wenig trinkt und/oder stark schwitzt. Außerdem führen Durchfall und Erbrechen dazu, dass allmählich ein Flüssigkeitsmangel resultieren kann. Ein starker Flüssigkeitsmangel liegt vor, wenn die Menge an Gesamtkörperwasser um fünf Prozent reduziert ist. Abgesehen von niedrigem Blutdruck kann es nun zu deutlichen Kreislaufbeschwerden kommen – oder gar zu einem Kollaps.

Sekundärer niedriger Blutdruck aufgrund einer Erkrankung

Liegt dem niedrigen Blutdruck eine Krankheit zugrunde, spricht man von einem sekundären niedrigen Blutdruck. Zu den Krankheiten, die zu einer Hypotonie führen können, zählen nicht zuletzt eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen, Venenschwäche (Krampfadern) und eine Unterfunktion der Nebennierenrinde (Addison-Krankheit). Leider kann man aber auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente einen niedrigen Blutdruck hervorrufen. Zu diesen Arzneimitteln gehören unter anderem Diuretika (Medikamente, die Wasser ausschwemmen), Psychopharmaka (beispielsweise gegen Schlaflosigkeit und Depressionen), Vasodilatatoren (gefäßerweiternde Mittel) und Antihypertonika (gegen Bluthochdruck eingesetzt).

Orthostatischer niedriger Blutdruck

Immer dann, wenn sich das kardiovaskuläre System nur unzulänglich an wechselnde Körperhaltungen anpassen kann, liegt eine orthostatische Hypotonie vor. Vor allem bei einem Wechsel zwischen einer liegenden in eine stehende Position sehen sich Betroffene mit einer Kreislaufregulationsstörung (samt Blutdruckabfall) konfrontiert. Es gilt, drei verschiedene Arten der orthostatischen Hypotonie zu unterscheiden: die sympathikotone, die hyposympathikotone und die asympathikotone Form. Bei der sympathikotonen Form steigen die Herzfrequenz und der diastolische Blutdruck, die Blutdruckamplitude hingegen ist verkleinert.

Die hyposympathikotone Form ist durch eine unveränderte Herzfrequenz und verkleinerte Blutdruckamplitude gekennzeichnet; zudem steigt der diastolische Wert, aber der systolische Wert sinkt. Typisch für die asympathikotone Form sind eine kaum veränderte Herzfrequenz sowie sinkende Blutdruckwerte (systolisch und diastolisch). Als Verursacher für einen orthostatischen niedrigen Blutdruck kommen zum Beispiel ein sekundärer niedriger Blutdruck, Krampfadern oder eine Störung des autonomen Nervensystems infrage. Letzteres wird unter anderem durch Diabetes mellitus bedingt.

Insgesamt gibt es vier verschiedene Grade, die für das Ausmaß der orthostatischen Symptome stehen. Im Fall von Grad I sind die Symptome nur schwach ausgeprägt und schränken die hiervon betroffene Person kaum ein; durchaus können die Blutdruckwerte normal sein. Grad II bezeichnet orthostatische Symptome im Fall von orthostatischem Stress, die wenigstens einmal wöchentlich auftreten; Betroffene müssen einige Aktivitätseinschränkungen hinnehmen. Bei Grad III treten orthostatische Symptome so häufig auf, dass die betroffenen Personen erheblich eingeschränkt sind, was die täglichen Aktivitäten angeht. Sofern orthostatische Symptome ständig existent sind, handelt es sich um Grad IV. Üblicherweise sind Patienten, die unter diesem schwersten Grad der orthostatischen Symptome leiden, bettlägerig oder auf einen Rollstuhl angewiesen, da sie jederzeit mit einer orthostatischen Hypotension (Blutdruckabfall beim Stehen) rechnen müssen.

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